Sturm und Untiefen

Ich sitze gerade in Strömstad in der Bibliothek und aktualisiere den Blog. Leider habe ich letztes mal vergessen die Bilder in den Beitrag einzufügen, nun sind sie da. Alle Fotos können auch unter dem Menüpunkt Fotos angeschaut werden.

So, nun zu den neusten Nachrichten. Wir sind heute nach Strömstad gesegelt, haben einen grosseinkauf gemacht um unser vieles schwedisches Geld noch loszuwerden, und werden nach einer erfrischenden Dusche weiter ziehen. Das Wetter ist momentan sommerlich war, und unser nächstes Ziel Norwegen. Viel spass mit dem Wochenrückblick:

Während ich diese Zeilen schreibe, sind wir noch auf Ursholmen, einer kleinen Insel südwestlich von den Koster-Inseln, letzte Station vor Norwegen. Wir sind seit Sonntag hier, denn der Sturm hielt uns fest. Aber schauen wir zurück auf die letzten Tage:

Donnerstag 19. Juli

Nachdem wir in Ellös den Grosseinkauf bewerkstelligt hatten machten wir uns frisch geduscht auf hinaus in die Aussenschären. Unser Ziel war Vasholmarna, nur wenige Meilen von Ellös entfernt. Wir waren nicht die einzigen die dieses Ziel hatten, es wimmelte von Schiffen, aber wir fanden doch ein gutes Plätzchen. Die NIA konnte längsseits an dem Felsen anlegen und wir dann aussen an der NIA. Es war perfekt so, bis die Ebbe das Wasser entzog und der Kiel der NIA auf einer Felsnase aufstand. Bis wir es aber bemerkten war die NIA so fest, dass wir sie nicht mehr ab dem Felsen schieben konnten. So mussten Bärtschis in Schräglage schlafen und am Morgen als die Flut das Wasser zurückbrachte ging’s dann weiter.

 

Freitag 20. Juli

Unser nächstes Ziel war Hallö, wieder eine Insel weit draussen in den Schären. Von Vasholmarna aus waren es 15 Seemeilen und wir hatten den Wind ziemlich von vorne, so dass wir auf dem Amwind-Kurs die NIA stehen liessen. Aber auch auf Hallö war der Naturhafen schon ziemlich voll. Als wir uns in die enge Bucht hineintasteten überholte uns ein Schwede mit dem Motorboot und rammte dabei unseren Bugkorb, so dass die grüne, neue Positionslampe schonungslos abgedrückt wurde und über Bord ging. Wir waren später noch an der „Unfallstelle“ und haben im klaren Wasser nach dem Lampenglas getaucht. Aber wahrscheinlich ist es ins Seegras gefallen, denn wir fanden es nicht.

Die enge Bucht war schon übervoll, so dass wir weiter draussen an den Felsen gingen und uns dabei über eine Untiefe mogelten. Als die NIA nachkam, sass sie leicht auf dieser Untiefe auf. Am Abend drehte der Wind und es wurde unangenehm an unserem Ankerplatz, aber wir konnten nicht mehr weiter weil die Ebbe die Untiefe noch unüberwindbarer machte. So wurde es eine recht unangenehme Nacht und wir schliefen alle bis auf die Kinder nicht sehr viel.

 

Samstag 21. Juli

Nachdem die Flut die Untiefe passierbar machte, segelten wir um 9 Uhr weiter. Viel länger wollten wir nicht bleiben, denn es war immer noch sehr unangenehm. Das nächste Ziel, wieder 15 Seemeilen entfernt, war Storö auf den Väderö, eine Inselgruppe westlich von Fjällbacka aussen im Skagerrak. Diese Insel war noch touristischer als Hallö, und der Hafen war überfüllt. Aber wir fanden in einer Bucht neben an einen wunderschönen Ankerplatz, wo wir ruhig lagen und gut schliefen. Zum Nachtessen gab es Käseschnittli für alle aus der uralten „Wunderzange“ von Erwin, ein Toaster für den Gasherd.

 

Sonntag 22. Juli

Esther und ich verlängerten die Nacht und schliefen bis fast um 10 Uhr. Auf der NIA wurde es Dank den Kinder schon früher lebendig. Beim Frühstück stellen wir fest, dass sich der ganze Hafen leerte und auch die NIA machte sich seeklar. Um 11 Uhr stachen auch wir in See bei schönstem Wetter und gutem Winden. Ausnahmsweise hatten wir am Samstag Abend und auch am Sonntag Morgen die Wetterprognosen von Stockholm Radio verpasst, aber da das Barometer nach oben schoss und das Wetter perfekt war, machten wir uns auf den Weg nach Ursholmen, 15 Seemeilen entfernt. Anfangs war es perfektes Segeln, aber der Wind frischte immer mehr auf. So refften wir ein Segel nach dem anderen (Reffen = Segelfläche verkleinern) und am Schluss rauschten wir nur noch mit dem gerefften Vorsegel über die bis zu zwei Meter hohen Wellen unserem Ziel entgegen. Im Hafenhandbuch stand, dass die Einfahrt etwas knifflig sei und nur bei gutem Wetter vorgenommen werden sollte, aber wir hatten nun keine andere Wahl mehr, denn der Wind frischte immer noch auf und sonst hätten wir gleich bis Norwegen durchsegeln müssen, was aber noch eine grosse Strecke war. Je näher wir der Einfahrt und dem Wegpunkt des GPS kamen, umso unübersichtlicher wurde das Ganze. So viele kleine Inselchen und Untiefen wo sich die Wellen brachen. Nach einem Stossgebet fuhren wir mit ziemlichem Speed (aufgrund des Windes) auf das Gewirr zu. In diesem Moment hätte ich mir einen Kartenplotter gewünscht, um zu sehen, wo wir uns auf der Karte befanden. Zum Glück war die NIA schon drinnen und so konnte uns Beat per Funk Anweisungen geben, wo wir durchmussten. Die Untiefen waren bei dem Wellengang gut auszumachen, so dass sie kaum mehr eine Gefahr waren. Die Herausforderung war, bei dem Seegang und der Fahrt , da uns die Wellen anstiessen, zwischen den einzelnen Untiefen und Inselchen durchzukommen. Zeit zum denken und überlegen blieb nicht mehr, es galt, nach vorne zu schauen und durch das Gewirr hindurch zu fahren. Dank Beats Lotsendienst ging es besser als erwartet und drinnen in dem Naturhafen war es schön still und geschützt. Wir legten neben der NIA an und brauchten dann zuerst mal ein bisschen Schokolade um unsere Nerven zu beruhigen. Während dessen nahm der Wind immer mehr zu und am Abend meldete Stockholm Radio Sturm, auch für den Folgetag.

 

Montag 23. Juli

Draussen stürmt es immer noch kräftig, aber hier in dem geschützten Hafen lagen wir ziemlich ruhig. Es regnete immer wieder zwischendurch, und die Luft war voll salzigem Gischt, denn die Wellen brachen aussen an der Insel und der Sturm blies die Gischt über die ganze Bucht, so dass sich eine feine Salzkruste über unsere Schiffe legte. Zusammen mit zwei schwedischen und einer norwegischen Segelyacht haben wir den Sturm abgewettert. Viel machten wir nicht. Ich begann mit meinem zweiten Krimi von Jo Nessebö, einem norwegischen Schriftsteller der super spannend schreibt und mir hilft, mein Norwegisch aktiv zu behalten.

 

Dienstag 24. Juli

Noch immer sind wir auf Ursholmen. Der Wind nimmt stetig ab und sogar die Sonne blinzelt zwischen den Wolken hindurch. Heute haben wir einen Schlauchbootausflug auf die andere Seite der Bucht gewagt und den äusseren Holmen erkundet. Es war eine richtige Kletterei auf dieser schroffen Felseninsel.

Nach dem Apéro hatten sich Beat und Nick genug Mut angetrunken, so dass sie ins 19 grädige Wasser stiegen. Beat befreite unsere Propeller von dem Seegras das sich darum gewickelt hatte.

Ansonsten ein unspektakulärer Tag, der aber sehr erholsam war.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://pust.ch/2012/07/25/sturm-und-untiefen/