Kategorie: Norwegen

Mondscheinfahrt übers Skagerrak

Wir sind seit zwei Tagen in Skagen, an der Nordspitze Dänemarks. Eigentlich wollten wir gar nicht hierhin, aber der Wind hat uns hierhin geblasen. Eigentlich wollten wir heute weiter, aber bei dem heftigen Regen der zur Zeit fällt, sitzen wir lieber drinnen am Trockenen und träumen noch ein bisschen von der schönen Überfahrt.

Donnerstag 2. August

Der Wetterbericht hatte Recht. Es schüttet fast ununterbrochen wie aus Eimern. So geniessen wir das Bett und schlafen lange aus. In einer Regenpause schleichen wir wieder zu Marc hoch ins Haus. Inzwischen ist die Wäsche trocken und die Frauen sortieren und legen sie zusammen, während die Jungs Holzeisenbahn durch die ganze Stube bauen und die Männer die Wetterlage studieren. In den nächsten Tagen ist Wind aus SW gemeldet, was uns einen Strich durch die Rechnung macht. Eigentlich wollten wir die kürzeste Strecke nach Dänemark segeln, 60 Meilen nach Hanstholm (und dann durch den Limfjord in die Ostsee), aber das geht bei dem Wind nicht, denn der kommt fast genau von vorne. So entschliessen wir uns, mit Halbwind nach Skagen zu segeln, was 20 Meilen mehr sind (4-5 Stunden länger).

Den Abend geniessen Esther und ich nochmals mit Marc.

 

Freitag 3. August

Nach dem Frühstück lichten wir den Anker und fahren wieder in den Stadthafen von Kristiansand. Wir bunkern Wasser und Diesel, tätigen die letzten Einkäufe und checken ein letztes Mal die Wetterprognosen fürs Skagerrak. Immer noch SW 5-10 m/s, was gutes Segeln verheisst. Danach segeln wir bei ruppiger See den Fjord hinaus. Draussen an der Küste werfen wir ein letztes Mal den Anker, machen das Mittagessen und ruhen ein wenig aus. Zudem treffen wir die letzten Vorbereitungen für die Überfahrt. Wir rechnen mit 20 bis 24 Stunden.

Kurz nach 20 Uhr legen wir ab, die Sonne sinkt langsam ins Meer, es ist wunderschön. Als wir die schützenden Inseln verlassen haben, wiegt uns das Meer sanft in den Schlaf… . der Wind ist etwas knapp, so dass wir die Maschine mitlaufen lassen, damit wir fünf Knoten Fahrt machen. Abwechselnd sitzen Esther und ich an der Pinne und der andere liegt/schläft im Salon auf dem Boden, denn da ist es am ruhigsten.

 

Samstag 4. August

Vollmond. Sternschnuppen. Glänzendes Meer. Zwei kleine Schiffe und ringsum nur Wasser und ab und zu einmal eine hell erleuchtete Fähre in der Ferne. Um halb vier beginnt sich der Horizont schon wieder zu röten, Dunkel war es nie wirklich. Gegen Mittag nimmt der Schiffsverkehr zu. Ein Frachter nach dem anderen schiebt sich Richtung Ostsee. Ca. 15 Meilen vor Landfall tauchte die Landzunge von Skagen am Horizont auf, welche wir um die Mittagszeit runden. Danach wird es noch für 1,5 Stunden ungemütlich, denn wir müssen gegen Wind, Wellen und Strömung Skagen anlaufen. Da das Wasser nicht mehr als 20 Meter tief ist, baut sich eine steile und ruppige See auf, was unsere Schiffe kräftig durchschüttelt. Um 14.55 Uhr sind wir im Hafen. Nach einem ersten Erkundungsspaziergang stossen wir auf der NIA auf die gelungene Überfahrt an, bevor wir den Hunger stillen. Esther und ich haben beim Spazieren in einem Imbiss leckere Fischgerichte gesehen, so dass wir uns dort Fisch und Chips leisten, was himmlisch schmeckt.

 

Sonntag 5. August

Alle geniessen das ruhige Bett lange und ausgiebig. Danach machen wir uns auf um Skagen zu entdecken. Zuerst geht es raus zum Leuchtturm, dann mit dem „Sandwurm“ an die Spitze der Landzunge. Wir waten mit dem einen Fuss durch die Nordsee, mit dem anderen durch die Ostsee. Als wir wieder zurück wollen, wird es dunkel und kaum ist der „Sandwurm“ da und wir eingestiegen, prasselt der Regen herunter. Da es nach der Ankunft beim Leuchtturm immer noch regnet, flüchten wir ins Restaurant und wärmen bei Kaffee und heisser Schokolade auf, bis der Regen vorbei ist. Über Schleichwege durchs Dickicht geht es zurück nach Skagen. Kurz vor Sakgen wird es nochmals nass. Hungrig machen wir uns ans Kochen und geniessen das Abendessen bei Sonnenschein im Cockpit. Danach folgt noch ein Abendspaziergang auf die andere Seite der Stadt, wo eine Kirche von einer Wanderdüne zugesandet wird. Planlos suchen wir die Kirche und laufen einen grossen Umweg, dafür sind wir dann alle müde. Als wir zurück im Hafen sind, gehen die Kinder ins Bett und wir unter die Dusche. Den Abend lassen wir auf der NIA mit feinem Gebäck ausklingen.

 

Montag 6. August

Unser erster Hochzeitstag. Eigentlich wollten wir heute weiter. Die PUST auf Hirsholm und die NIA auf Læsø. Aber der Wind steht mal wieder gegen an und es regnet wie aus Eimern. So kuscheln wir uns auf den Schiffen ein und warten wie die Murmeltiere auf besseres Wetter.

 

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://pust.ch/2012/08/06/mondscheinfahrt-ubers-skagerrak/

Gegen den Wind

Wir sitzen frisch geduscht in der gemütlichen Wohnung meines Bruders in Kristiansand und können vom Fenster aus beinahe unsere Schiffe sehen. Es ist nicht möglich, direkt vor dem Fenster zu ankern, aber wir liegen nur wenige Minuten Fussmarsch vom Haus entfernt in einer schönen und ruhigen Bucht. Die Fahrt nach Kristiansand war etwas anstrengend, denn sie war seit Risør immer gegen den Wind.

Sonntag 29. Juli

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht ging es früh los. Bereits um 9 Uhr waren wir draussen auf dem grossen Meer und hatten die Segel gesetzt. Der Wind war nicht ganz günstig, so dass wir nicht direkten Kurs halten konnten, sondern weiter aufs Meer hinaus mussten. Nach der ersten Wende mussten wir feststellen, dass wir keine Höhe segeln konnten (also unserem Ziel nicht entgegen kamen, denn der Wind wehte gerade von dort). So entschlossen wir uns, die Segel zu bergen und unter Motorenkraft entgegen zu bolzen. Und nicht genug damit, dass der Wind genau gegen an war, nein, er musste auch noch zulegen. Es war sehr unangenehm, auf der NIA machte sich die Seekrankheit langsam unter den Jungs bemerkbar und die Fahrt bei gleicher Motorenleistung wurde auch immer langsamer. Darum setzten wir unsere Fahrt hinter den Schären im Innenfahrwasser fort. Nach vier Stunden machten wir einen Mittagshalt. Bärtschis machten einen feinen Kartoffelgratin und wir ein Kilo Fleischbällchen. Frisch gestärkt ging es weiter durchs geschützte Fahrwasser und mit Verstärkung auf der PUST, denn die zwei Jungs wechselten zu uns aufs Schiff. Kurz nach Arendal fanden wir auf einer kleinen Insel am Schwimmsteg des Segelklubs einen guten Platz zum Übernachten.

 

Montag 30. Juli

Auf der PUST endete der Tag spät, denn die neue Leselampe und der spannende Krimi hielten Patrick lange wach. Auf der NIA wurde dafür schon früh die Nacht beendet, denn Italo (der Hund) hatte um 6 Uhr einen Epi-Anfall, den ersten in den Ferien. Doch alle bis auf Nick fanden danach wieder etwas Schlaf. Erst um 11 Uhr setzten wir dann die Reise fort. Wind immer noch gegen an. Unter Motor schlängelten wir uns durch die Inseln und Schären. In Homburgsundet legten wir wieder einen Mittagshalt an. Der schöne Badestrand lockte die Jungs hinaus, doch das Wasser war einmal mehr zu kalt zum baden.

Weiter ging es durch vereinzelte und kurze Regenschauer nach Lillesand und durch die „Blindleia“, ein ganz schmales Fahrwasser. Dort fanden wir auch eine schöne Ankerbucht für die Nacht. Den Tag liessen wir alle zusammen auf der NIA mit Pancakes und einer Flasche Portwein ausklingen. Kaum waren Esther und ich zurück auf der Pust, begann es wie aus Eimern zu schütten.

 

Dienstag 31. Juli

Die letzten 10 Seemeilen nach Kristiansand mussten wir auch gegen den Wind ankämpfen, aber wenigstes schien wieder die Sonne. Die letzten paar Meilen in den Hafen konnten wir segeln. In Kristiansand legten wir zuerst im Gästehafen an und gönnten uns ein Mittagessen im Restaurant mit dem gelben M. Nach dem Shopping segelten wir nochmals fünf Seemeilen mit böigem Rückenwind der zeitweise sehr schwach war, in den Topdalsfjorden zu meinem Bruder Marc. Dieser kam, nachdem wir nach längerem Suchen einen geeigneten Ankerplatz gefunden haben, zu uns an Bord zum Nachtessen.

 

Mittwoch 1. August

Komischerweise sind noch keine Feuerwerke zu hören. Und auch Schweizerflaggen sind Mangelware hier oben, obwohl doch 1. August ist.

Wir alle haben ausgeschlafen, Esther und ich schon geduscht und sind nun fleissig am Waschen. Marc war so hilfsbereit und hat schon gestern Abend die erste Maschine gefüllt. Nun kommen bald Bärtschis nach, damit auch sie sauber werden. In der Zwischenzeit schreibe ich Blog, und wir erledigen noch andere Dinge. Am Abend wird Marc für uns kochen, so können wir zusammen den 1. August feiern. Seine Frau Randi und der kleine Jonathan sind noch bei seinen Schwiegereltern in den Ferien, so dass wir sie leider nicht sehen.

Wir werden die Reise nach Dänemark fortsetzten, sobald sich ein passendes Wetterfenster öffnet. Aber 60 Seemeilen (120 Km) gegen den Wind zu kämpfen, ist nicht besonders verlock

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://pust.ch/2012/08/01/gegen-den-wind/

Wendepunkt erreicht

Heute Samstag hat uns der Regen nach Risör in den Hafen gespült. Eigentlich wollten wir noch weiter südwärts an der norwegischen Küste entlang, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nun sind wir mitten im Städtchen angelegt und stellen gerade eine Attraktion: Ein so kleines Schiff aus der Schweiz!

Aber beginnen wir mit dem Rückblick:

Mittwoch 25. Juli

Der Einkauf in Strömstad war anstrengender als einen ganzen Tag unter Segel. Wir waren die Hektik und den Lärm der Zivilisation nicht mehr gewohnt. Und der Supermarkt war so riesig, dass es uns fast überfordert hat. Zudem kannten wir die Produkte nicht, was den Einkauf lang und umständlich machte. So waren wir froh, als wir den Hafen hinter uns lassen konnten und sind nur wenige Meilen gesegelt, bis wir eine wunderschöne und ruhige Ankerbucht fanden auf der Insel „Södre Langön“.

In Strömstad gab es einen grossen Bootsausrüster wo wir eine neue Buglampe kaufen konnten, da uns ja seit Hallö eine fehlt. Und beim Stöbern im Geschäft fand ich eine wunderschöne LED-Leselampe fürs Vorschiff – ich konnte nicht widerstehen!

 

Donnerstag 26. Juli

Zeitig am Morgen lichteten wir den Anker und wurden von einer leichten Briese aus dem Sund herausgeblasen. Draussen auf dem offenen Meer ging es anfänglich gleich langsam weiter, bis der Wind ganz schön kräftig auffrischte. Mit gerefften Segeln flitzten wir über die Grenze und erreichten Norwegen um 11:05 Uhr, mitten auf dem Meer. Drei Stunden später war der Wind vorbei und wir dümpelten nur wenige Meilen vor unserem Ziel, dem Svenner-Leuchtturm. Das Dümpeln wurde interessant durch eine Schule Delphine die sicher eine halbe Stunde lang um unser Schiff geschwommen ist. Zwischendurch flitzten sie in einem berauschenden Tempo unter unserem Schiff durch, dann sahen wir sie wieder auftauchen und ins Wasser springen. Es war sehr faszinierend. Schade, dass die NIA so weit weg war und nichts von dem Spektakel mitbekam. Nach einer halben Stunde Fahrt unter Motor erreichten wir dann unser Ziel, aber der Naturhafen war völlig überfüllt. So warfen wir mal den Anker und später als die Tagesgäste abgereist waren, gab es Platz für uns. Wir genossen mit vielen Norwegern – wir waren die einzigen Ausländer und fielen dementsprechend auf – den bisherigen wärmsten und schönsten Sommertag dieses Jahres, wie wir am Tag darauf der Zeitung entnehmen konnten.

 

Freitag 27. Juli

Blauer Himmel, Sonne und Wind bescherte uns der neue Tag. Für uns war der Wind gerade brauchbar, für die NIA etwas unpassend, denn sie können nicht so hoch am Wind (Wind von schräg vorne) fahren wie wir. So waren wir für einmal schneller am Ziel, auf der Insel Jomfrulandet. Das ist auch eine Insel draussen vor der Küste, aber im Gegensatz zu den bisher besuchten Inseln nicht ein öder Steinhaufen, sondern sehr grün und bewaldet. Sogar Kühe gab es. Wir gingen an der NE Seite der Insel vor Anker und spazierten dann durch den Wald zum Hafen der 2 km entfernt lag. Im gemütlichen Hafenbeizli gönnten wir uns was Leckeres aus der Backstube oder der Gefriertruhe, je nach Geschmack.

Am Abend zogen immer mehr Wolken auf und bestätigten den Wetterwechsel der die Zeitung vorhersagte. So „nisteten“ wir uns im Vorschiff ein und genossen unsere Bücher im Schein der neuen Leselampe.

 

Samstag 28. Juli

Das Trommeln des Regen weckte uns heute. Geplant war ein Schlag von 30 Seemeilen. Bei leichtem Rückenwind konnten wir vom Ankerplatz ablegen und im Schutz der Insel nach Süden segeln. Doch kaum ausserhalb der Insel, wurde es ruppiger. Die Wellen waren zu hoch für den wenigen Wind, so dass das Segeln schwierig war. Zudem regnete es fast ohne Unterbruch, nicht stark aber beständig. Nach knapp drei Stunden war der Wind so schwach, dass wir die Segel bargen und unter Motor weiterliefen. Doch mir wurde immer kälter und ich war auch ziemlich nass, da ich anfangs die Jacke nicht ganz dicht hatte. So beschlossen wir, nach Risör abzudrehen. Da der Hafen ziemlich voll war, legte sich die NIA vor dem Hafen in eine schöne Bucht und wir fanden zuhinterst ein Plätzchen, dass gerade gross genug für uns war. Nach einer heissen Dusche und einem kleinen Mittagessen ging’s mir auch wieder besser und nun nutzen wir das Internet und die Einkaufsmöglichkeiten, bevor wir zur NIA an den Ankerplatz gehen. Morgen verspricht der Wetterbericht Besserung, so dass wir unsere Reise fortsetzen können.

 

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://pust.ch/2012/07/28/wendepunkt-erreicht/