Gegen den Wind

Wir sitzen frisch geduscht in der gemütlichen Wohnung meines Bruders in Kristiansand und können vom Fenster aus beinahe unsere Schiffe sehen. Es ist nicht möglich, direkt vor dem Fenster zu ankern, aber wir liegen nur wenige Minuten Fussmarsch vom Haus entfernt in einer schönen und ruhigen Bucht. Die Fahrt nach Kristiansand war etwas anstrengend, denn sie war seit Risør immer gegen den Wind.

Sonntag 29. Juli

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht ging es früh los. Bereits um 9 Uhr waren wir draussen auf dem grossen Meer und hatten die Segel gesetzt. Der Wind war nicht ganz günstig, so dass wir nicht direkten Kurs halten konnten, sondern weiter aufs Meer hinaus mussten. Nach der ersten Wende mussten wir feststellen, dass wir keine Höhe segeln konnten (also unserem Ziel nicht entgegen kamen, denn der Wind wehte gerade von dort). So entschlossen wir uns, die Segel zu bergen und unter Motorenkraft entgegen zu bolzen. Und nicht genug damit, dass der Wind genau gegen an war, nein, er musste auch noch zulegen. Es war sehr unangenehm, auf der NIA machte sich die Seekrankheit langsam unter den Jungs bemerkbar und die Fahrt bei gleicher Motorenleistung wurde auch immer langsamer. Darum setzten wir unsere Fahrt hinter den Schären im Innenfahrwasser fort. Nach vier Stunden machten wir einen Mittagshalt. Bärtschis machten einen feinen Kartoffelgratin und wir ein Kilo Fleischbällchen. Frisch gestärkt ging es weiter durchs geschützte Fahrwasser und mit Verstärkung auf der PUST, denn die zwei Jungs wechselten zu uns aufs Schiff. Kurz nach Arendal fanden wir auf einer kleinen Insel am Schwimmsteg des Segelklubs einen guten Platz zum Übernachten.

 

Montag 30. Juli

Auf der PUST endete der Tag spät, denn die neue Leselampe und der spannende Krimi hielten Patrick lange wach. Auf der NIA wurde dafür schon früh die Nacht beendet, denn Italo (der Hund) hatte um 6 Uhr einen Epi-Anfall, den ersten in den Ferien. Doch alle bis auf Nick fanden danach wieder etwas Schlaf. Erst um 11 Uhr setzten wir dann die Reise fort. Wind immer noch gegen an. Unter Motor schlängelten wir uns durch die Inseln und Schären. In Homburgsundet legten wir wieder einen Mittagshalt an. Der schöne Badestrand lockte die Jungs hinaus, doch das Wasser war einmal mehr zu kalt zum baden.

Weiter ging es durch vereinzelte und kurze Regenschauer nach Lillesand und durch die „Blindleia“, ein ganz schmales Fahrwasser. Dort fanden wir auch eine schöne Ankerbucht für die Nacht. Den Tag liessen wir alle zusammen auf der NIA mit Pancakes und einer Flasche Portwein ausklingen. Kaum waren Esther und ich zurück auf der Pust, begann es wie aus Eimern zu schütten.

 

Dienstag 31. Juli

Die letzten 10 Seemeilen nach Kristiansand mussten wir auch gegen den Wind ankämpfen, aber wenigstes schien wieder die Sonne. Die letzten paar Meilen in den Hafen konnten wir segeln. In Kristiansand legten wir zuerst im Gästehafen an und gönnten uns ein Mittagessen im Restaurant mit dem gelben M. Nach dem Shopping segelten wir nochmals fünf Seemeilen mit böigem Rückenwind der zeitweise sehr schwach war, in den Topdalsfjorden zu meinem Bruder Marc. Dieser kam, nachdem wir nach längerem Suchen einen geeigneten Ankerplatz gefunden haben, zu uns an Bord zum Nachtessen.

 

Mittwoch 1. August

Komischerweise sind noch keine Feuerwerke zu hören. Und auch Schweizerflaggen sind Mangelware hier oben, obwohl doch 1. August ist.

Wir alle haben ausgeschlafen, Esther und ich schon geduscht und sind nun fleissig am Waschen. Marc war so hilfsbereit und hat schon gestern Abend die erste Maschine gefüllt. Nun kommen bald Bärtschis nach, damit auch sie sauber werden. In der Zwischenzeit schreibe ich Blog, und wir erledigen noch andere Dinge. Am Abend wird Marc für uns kochen, so können wir zusammen den 1. August feiern. Seine Frau Randi und der kleine Jonathan sind noch bei seinen Schwiegereltern in den Ferien, so dass wir sie leider nicht sehen.

Wir werden die Reise nach Dänemark fortsetzten, sobald sich ein passendes Wetterfenster öffnet. Aber 60 Seemeilen (120 Km) gegen den Wind zu kämpfen, ist nicht besonders verlock

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