Bewährungsprobe

Wir sind auf der Insel Laeso, nördlich von Anholt, nach einer abenteuerlichen Überfahrt. Morgen geht es voraussichtlich weiter nach Schweden. Doch beginnen wir von Vorne:

Montag 9. Juli
Esther und ich haben uns einen gemütlichen Tag in Anholt „City“ gemacht. Eine knappe Stunde dauerte der Spaziergang vom Hafen hin und wir fanden ein gemütliches Restaurant mit schönem Garten, in welchem wir uns ein Latte Macchiato gönnten. Nach ein paar Besorgungen im „Supermarkt“ machten wir uns auf den Heimweg. Zurück ging es über den „Nordberg“, so konnten wir die Aussicht über die Insel geniessen.
Den ganzen Tag blies es kräftig und am Abend wehte es kräftig über die Insel, begleitet mit Regenschauer.

Dienstag 10. Juli
Als wie erwachten, wehte der Wind immer noch, laut Anzeige nicht mehr so stark, und nach Prognose abnehmend. So entschieden wir uns, wenn er weiter abnimmt, am Abend auszulaufen Richtung Insel Laeso, nördlich von Anholt. Ich erledigte noch einige Arbeiten am Schiff, wie Wanten (Drahtseile die den Mast seitwärts absichern) nachspannen, die letzten Positionslampen montieren, beim Motor das Öl kontrollieren und auffüllen so wie den Motorendeckel festschrauben. Esther kochte zum Znacht feine Pasta mit 5Pi-Sauce, wobei 2 „P’s“ gefehlt haben. Dafür gab es noch eine Pfanne Hackfleisch dazu und Gurken- Rüeblisalat. Ein leckeres Essen.
Nach einem letzten Check der Wetterprognose, die Kurse gesteckt waren und die Wegpunkte im GPS gespeichert, legten wir um 20 Uhr ab. Kaum hatten wir den schützenden Hafen verlassen, verwandelten sich unsere Schiffchen in einen Schüttelbecher. Es hatte eine kurze, steile Welle, fast wie auf dem Neuenburgersee, von gut einem Meter. Wir setzten nur die Fock (Vorsegel) und auch diese zuerst nicht voll, aber wir machten gut 5 Knoten Fahrt. Wir kamen nicht sehr weit, und Esther hat das herrliche Abendessen den Fischen spendiert. Wir wogen ab, was wir machen, entschlossen uns aber, weiter zu segeln. Nach 12 Seemeilen, nachdem ich mich zu stark auf Kompass und Digitalanzeige konzentriert hatte, war ich an der Reihe, die Fische zu füttern. Danach ging es uns aber besser. Per Funk erfuhren wir, dass auf der NIA sowohl Tim wie auch Ursula das selbe taten. Nick hat während der ganzen Überfahrt friedlich in Papas Bett geschlafen.
Als es dunkler wurde, kam nicht nur die Müdigkeit zum Vorschein, sondern das navigieren und steuern wurden anspruchsvoller, denn ich konnte den Kompasskurs nicht mehr ablesen, und die Wellen waren schlecht sichtbar, so dass ich sie aussteuern musste. Esther übernahm die anspruchsvolle Aufgabe, mir alle paar Sekunden den Kurs ab dem Kompass zu lesen, und ich korrigierte den Kurs. Um 00.30 rundeten wir die erste Tonne, die friedlich ihre Kennung blinkte, änderten den Kurs und segelten weiter. Inzwischen hatte der Wind etwas nachgelassen, und wir flitzten über die Wellen. Als es gegen zwei Uhr immer heller wurde, hatten wir gar nichts dagegen, denn es wurde wieder viel angenehmer. Wir waren gut angezogen, trugen während der ganzen Fahrt Schwimmwesten und waren mit dem Lifebelt am Schiff festgebunden, so dass wir bei der Schaukelei nicht herausfallen konnten. So angelten wir uns zum nächsten Wegpunkt vor, welchen wir um 03.30 rundeten und begannen mit der Ansteuerung von Osterby, der Hafen im Osten der Insel. Bei unserer Ankunft um 07 Uhr war der Hafen mehr als voll, so dass wir draussen vor der Einfahrt neben einer dänischen Yacht den Anker warfen. Nach einem kleinen Imbiss fielen wir wie im Koma in die Koje und schliefen bis weit in den Nachmittag.

Mittwoch 11. Juli
Als wir endlich aus der Koje krochen, kamen gerade Bärtschis von einem Landgang zurück und wir übernahmen gleich ihr Schlauchboot und setzten in den Hafen hinüber. Wir schlenderten durch den Hafen und den Ort, ergänzten unseren Vorrat mit Frischprodukten und gingen zurück an Bord, wo ich das Abendessen kochte. Wir hatten richtig Kohldampf, denn seit dem Frühstück vom Dienstag Morgen hatten wir nichts mehr im Magen.
Gegen Abend zogen Wolken auf und es regnet immer wieder zwischendurch. Wir sind am Faulenzen und geniessen es, dass wir auch draussen auf dem Schiff problemlos Internetverbindung haben, und erst noch kostenlos. Wenn das Wetter wird wie es die Prognose verspricht, haben wir morgen perfekte Wetterbedingungen um nach Schweden zu segeln. Diese Überfahrt ist die letzte längere für einen Moment, und auch nicht solange wie die von letzter Nacht.

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