Wendepunkt erreicht

Heute Samstag hat uns der Regen nach Risör in den Hafen gespült. Eigentlich wollten wir noch weiter südwärts an der norwegischen Küste entlang, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nun sind wir mitten im Städtchen angelegt und stellen gerade eine Attraktion: Ein so kleines Schiff aus der Schweiz!

Aber beginnen wir mit dem Rückblick:

Mittwoch 25. Juli

Der Einkauf in Strömstad war anstrengender als einen ganzen Tag unter Segel. Wir waren die Hektik und den Lärm der Zivilisation nicht mehr gewohnt. Und der Supermarkt war so riesig, dass es uns fast überfordert hat. Zudem kannten wir die Produkte nicht, was den Einkauf lang und umständlich machte. So waren wir froh, als wir den Hafen hinter uns lassen konnten und sind nur wenige Meilen gesegelt, bis wir eine wunderschöne und ruhige Ankerbucht fanden auf der Insel „Södre Langön“.

In Strömstad gab es einen grossen Bootsausrüster wo wir eine neue Buglampe kaufen konnten, da uns ja seit Hallö eine fehlt. Und beim Stöbern im Geschäft fand ich eine wunderschöne LED-Leselampe fürs Vorschiff – ich konnte nicht widerstehen!

 

Donnerstag 26. Juli

Zeitig am Morgen lichteten wir den Anker und wurden von einer leichten Briese aus dem Sund herausgeblasen. Draussen auf dem offenen Meer ging es anfänglich gleich langsam weiter, bis der Wind ganz schön kräftig auffrischte. Mit gerefften Segeln flitzten wir über die Grenze und erreichten Norwegen um 11:05 Uhr, mitten auf dem Meer. Drei Stunden später war der Wind vorbei und wir dümpelten nur wenige Meilen vor unserem Ziel, dem Svenner-Leuchtturm. Das Dümpeln wurde interessant durch eine Schule Delphine die sicher eine halbe Stunde lang um unser Schiff geschwommen ist. Zwischendurch flitzten sie in einem berauschenden Tempo unter unserem Schiff durch, dann sahen wir sie wieder auftauchen und ins Wasser springen. Es war sehr faszinierend. Schade, dass die NIA so weit weg war und nichts von dem Spektakel mitbekam. Nach einer halben Stunde Fahrt unter Motor erreichten wir dann unser Ziel, aber der Naturhafen war völlig überfüllt. So warfen wir mal den Anker und später als die Tagesgäste abgereist waren, gab es Platz für uns. Wir genossen mit vielen Norwegern – wir waren die einzigen Ausländer und fielen dementsprechend auf – den bisherigen wärmsten und schönsten Sommertag dieses Jahres, wie wir am Tag darauf der Zeitung entnehmen konnten.

 

Freitag 27. Juli

Blauer Himmel, Sonne und Wind bescherte uns der neue Tag. Für uns war der Wind gerade brauchbar, für die NIA etwas unpassend, denn sie können nicht so hoch am Wind (Wind von schräg vorne) fahren wie wir. So waren wir für einmal schneller am Ziel, auf der Insel Jomfrulandet. Das ist auch eine Insel draussen vor der Küste, aber im Gegensatz zu den bisher besuchten Inseln nicht ein öder Steinhaufen, sondern sehr grün und bewaldet. Sogar Kühe gab es. Wir gingen an der NE Seite der Insel vor Anker und spazierten dann durch den Wald zum Hafen der 2 km entfernt lag. Im gemütlichen Hafenbeizli gönnten wir uns was Leckeres aus der Backstube oder der Gefriertruhe, je nach Geschmack.

Am Abend zogen immer mehr Wolken auf und bestätigten den Wetterwechsel der die Zeitung vorhersagte. So „nisteten“ wir uns im Vorschiff ein und genossen unsere Bücher im Schein der neuen Leselampe.

 

Samstag 28. Juli

Das Trommeln des Regen weckte uns heute. Geplant war ein Schlag von 30 Seemeilen. Bei leichtem Rückenwind konnten wir vom Ankerplatz ablegen und im Schutz der Insel nach Süden segeln. Doch kaum ausserhalb der Insel, wurde es ruppiger. Die Wellen waren zu hoch für den wenigen Wind, so dass das Segeln schwierig war. Zudem regnete es fast ohne Unterbruch, nicht stark aber beständig. Nach knapp drei Stunden war der Wind so schwach, dass wir die Segel bargen und unter Motor weiterliefen. Doch mir wurde immer kälter und ich war auch ziemlich nass, da ich anfangs die Jacke nicht ganz dicht hatte. So beschlossen wir, nach Risör abzudrehen. Da der Hafen ziemlich voll war, legte sich die NIA vor dem Hafen in eine schöne Bucht und wir fanden zuhinterst ein Plätzchen, dass gerade gross genug für uns war. Nach einer heissen Dusche und einem kleinen Mittagessen ging’s mir auch wieder besser und nun nutzen wir das Internet und die Einkaufsmöglichkeiten, bevor wir zur NIA an den Ankerplatz gehen. Morgen verspricht der Wetterbericht Besserung, so dass wir unsere Reise fortsetzen können.

 

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