Sportliches Segeln

In der vergangenen Woche war sportliches Segeln angesagt. Der Westwind blies konstant mit 4 bis 5 Bf und in den Böen bis 7 Bf. Gestern Donnerstag kam zum sportlichen Segeln eine kurze, steile Welle dazu, was nicht so förderlich für den Mageninhalt war… . Jetzt liegen wir im Hafen von Nykøbing Mors und mit Trompetenspiel wurde die Nationale eingeholt. Ein Sommerabend neigt sich dem Ende entgegen. Nun ein Wochenrückblick:

 

Pust auf der Insel Livø

Pust auf der Insel Livø

Sonntag 14. Juli

Nach dem Blogschreiben waren wir so müde, dass wir alle zusammen ins Vorschiff gelegen sind und aus dem halben Stündchen abliegen wurden zwei Stunden Schlaf. Inzwischen hat der Wind eher zugelegt statt abgenommen so dass wir nicht mehr auslaufen wollten. Dafür fuhren wir nochmals in die Stadt und deckten uns mit frischem Fleisch, Fisch und Gemüse ein.

 

Montag 15. Juli

Endlich segeln wir los. Bei 5 Bf Westwind rauschen wir unter Fock mit 5 bis 6 Knoten den Skivefjord entlang. Nach 8 Seemeilen werfen wir in der idyllischen Astrup Vig auf der Westseite des Fjordes den Anker. Zusammen mit einem holländischen Zweimaster verbringen wir ein ruhige Nacht in der schönen Bucht. Bevor wir uns schlafen legen, schreibt Patrick die Wegpunkte für den nächsten Tag raus und gibt sie via Laptop ins GPS ein.

 

Dienstag 16. Juli

Um 8.30 Uhr verordnet Micha Tagwach. Während Esther für den kleinen Piraten ein „Futter-Gläschen“ wärmt (seine zweite Mahlzeit am Tag ist das „Mittagessen“), zaubert Patrick ein stärkendes Frühstück auf den Tisch. Gegen halb Elf wird der kleine Seemann müde und wir sind bereit für den nächsten Schlag. Micha wird ins Vorschiff gebetet und bevor wir aus der Bucht rausgefahren sind, ist er schon ins Reich der Träume entschwunden. Der Westwind bläst heute etwas schwächer (4 Bf) und wieder nur unter Fock rauschen wir mit 5 Knoten nordwärts. Nach dreieinhalb Stunden legen wir in dem kleinen Hafen auf der Insel Livø an. Zwei Stunden später ist der Hafen bis auf den letzten Platz belegt. Ein kurzer Spaziergang führt ins nahe ”Dorf”, welches bis in die 70er Jahre eine Anstalt für psychischkranke Häftlinge war und heute als Feriendorf funktioniert. Der Kaufmann hat ein kleineres Sortiment zu bieten als wir auf der PUST.

 

Mittwoch 17. Juli

Schon vor dem Frühstück wandern die zwei Männer ins Dorf um zu schauen, ob die Fähre etwas an Frischprodukten gebracht hat. Und tatsächlich werden wir fündig: Ein Tetrapack Rahm für die Älplermakkaronen zum Znacht.

Nach einem ausgedehnten Frühstück im sonnigen Cockpit und einem Nickerchen, machen wir uns auf den Weg, die Insel zu erkunden. Micha darf im Tragrucksack mitkommen und ist somit die Touristenattraktion. Denn so ein ”Gefährt” wurde hier noch nie gesichtet. Für eine Stärkung kehren wir in den kleinen ”Kro” mit einem gemütlichen und schattigen Hof ein, und geniessen Kaffee mit hausgemachtem Kuchen.

Am späteren Nachmittag muss etwas gegen die Hitze getan werden. Die zwei mutigsten Crewmitglieder stürzen sich ins erfrischende Nass. Micha ist zuerst etwas erstaunt, wie frisch 20° sind, aber nicht lange und schon planscht er fröhlich im Nass. Bevor auch Patrick wieder ans Trockene geht, schwimmt er eine grosse Runde und dann gehts ab unter die warme Süsswasserdusche. Nun ist Familie Schneider wieder ”putzt u gstrählt”.

 

Donnerstag 18. Juli

Einmal mehr bestimmt der Kleinste, wann wir aufstehen. Wir machen es gleich wie am Dienstag: Patrick macht das Frühstück und Esther ”futtert” den kleinen Seeräuber mit einem Gläschen Teigwaren mit Fisch und Brokkoli. Um 9 Uhr legen wir ab und mit gerefftem Grosssegel und gereffter Fock rauschen wir im Windschatten der Insel nordwärts. Der Plan ist, die Insel auf der Nordseite zu runden und dann mit Kurs Südwest die Livøbredning zu queren mit Ziel Nykøbing auf der Insel Mors. Sobald wir aus der Landabdeckung sind machen wir Bekanntschaft mit der für den Limfjord bekannten kurzen und steilen Welle. Wir kreuzen bei 5 Bf Wind aus NW auf gegen Westen. Beim Wenden rollt Micha im Vorschiff von links nach rechts und zurück. Weiter geht es hart am Wind unserem Ziel entgegen. Da meldet der kleine Mann im Vorschiff an, dass er einen Wunsch hat. Wir und die Uhr deuten ihn mit Hunger. Also macht sich der seefeste Skipper daran, in dem Geschaukel einen Schoppen zu brauen und serviert ihn dem hungrigen Segler im Vorschiff. Doch nach dem Schoppen kommt statt des gewohnten „Görpschen“ der ganze Schoppen zurück. Und der Fisch dachte sich, er schliesse sich gleich dem grossen Exodus an. Das Ergebnis: Micha voll, Papi voll, Bett voll. So gut es geht wird der Fisch wieder eingefangen und zusammen mit der Milch über Bord befördert, der Kleinste von seinen nassen Kleidern befreit und in sein Bett gesteckt und der immer grüner werdende Skipper an die frische Luft befördert. Nach einigen Minuten hat sich dieser erholt, der Kleine war aber immer noch sehr unzufrieden. Also wieder rein, Micha aus dem Bett und zusammen sitzen wir auf den Boden, dort ist es nämlich am ruhigsten. Doch bei dem herrlichen Duft dauert es nicht lange, und auch der Skipper entleert seinen Magen in die Abwaschschüssel.

Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt für einen Kurswechsel erreicht! Wir fallen ab und laufen vor dem Wind zwischen den Inseln Livø und Fur ostwärts und 40 Minuten später machen wir sicher in der geschützten Færker Vig fest. Kaum haben wir die Nase gerundet und sind wieder in ruhigem Gewässer, blabbert der kleine Seeräuber fröhlich vor sich hin, und Esther kommt ebenfalls mit gefülltem Abwaschbecken nach draussen.

Der Nachmittag verbringen wir faulenzend an Bord, geniessen die Sonne und den schönen Ausblick in der grossen Bucht wo einige Yachten vor Anker liegen.

 

Freitag 19. Juli

Wie gemeldet pfiff der Wind mit 6-7 Bf durchs Rigg, was uns veranlasste, einfach liegen zu bleiben. Um 13 Uhr liess der Prognose entsprechend der Wind nach und um 14 Uhr setzten wir Segel. Gemütlich unter Fock ging’s bei NW Wind rund Fur. Durch den Sund hinaus mussten wir die Maschine zu Hilfe nehmen, bevor es wieder unter Fock unserem Ziel Nykøbing auf der Insel Mors entgegen ging. Nun liegen wir in dem grossen und stilvollen Hafen. Nur wenige Meter entfernt liegt ein guter Laden wo wir unseren Frischvorrat ergänzt haben. So gab es wieder Fleisch und Salat zum Znacht.

 

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